Vom Zuhören zum Selberlesen: Wie Kinder den Spaß am Lesen entdecken
- Andreas Grabner
- 7. Feb.
- 4 Min. Lesezeit

Vom ersten Zuhören bis zum eigenständigen Lesen ist es ein langer Weg.
Manche Kinder greifen früh zu Büchern, andere brauchen länger, bis sie sich dafür begeistern können. Doch eines steht fest: Die Freude am Lesen kommt nicht von selbst – sie wird geweckt.
Wie kann ich mein Kind ermutigen, selbst lesen zu wollen? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um loszulassen? Und welche Rolle spielt Vorlesen dabei?
Beobachtungen aus dem Alltag
Vom Zuhören zum Selberlesen
Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie lieben es, Neues zu entdecken – und doch ist der Übergang vom Zuhörer zum Leser nicht immer einfach.
Mir ist aufgefallen, dass mein Kind Bücher umso mehr genießt, je vertrauter sie ihm sind. Wenn wir eine Geschichte oft genug gelesen haben, fängt es an, einzelne Wörter wiederzuerkennen. Anfangs sind es nur einfache Begriffe, doch mit der Zeit entsteht ein Muster.
Ein Beispiel aus unserem Alltag: Mein Kind liebt es, sich bekannte Geschichten selbst „vorzulesen“. Dabei sagt es die Sätze aus dem Gedächtnis auf und fährt mit dem Finger über die Zeilen. Natürlich liest es noch nicht wirklich – aber es fühlt sich so an. Und genau hier beginnt die Begeisterung für das Lesen.
Doch es gibt auch Phasen, in denen Bücher plötzlich uninteressant scheinen. Dann stehen Spielzeug, Bewegung oder andere Dinge im Vordergrund. Diese Momente fordern mich als Elternteil heraus: Soll ich mein Kind ermutigen, trotzdem weiterzumachen, oder es einfach lassen?
Ich habe gelernt: Druck ist der falsche Weg. Lesen muss Freude machen, sonst bleibt es eine lästige Pflicht.
Wie Kinder Lesen lernen – Was die Wissenschaft sagt
Lesen ist mehr als Buchstaben erkennen
Laut Entwicklungspsychologen beginnt das Lesenlernen nicht erst in der Schule – es startet viel früher. Schon Babys nehmen Bücher in die Hand, betrachten Bilder und verbinden Sprache mit Geschriebenem.
Ohne Zuhören kein Lesen
Studien zeigen, dass Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, einen größeren Wortschatz entwickeln. Sie lernen früh, dass Buchstaben Bedeutung haben und dass Geschichten eine Struktur besitzen.
Wiederholung stärkt die Lesekompetenz
Kinder lieben es, dieselbe Geschichte immer wieder zu hören. Das hilft ihnen, Zusammenhänge zu verstehen, und erleichtert später das Erkennen von Wörtern und Sätzen.
Das Auge liest mit
Schon bevor Kinder selbst lesen können, folgen sie mit den Augen den Zeilen. Sie merken sich den Satzaufbau und beginnen, Buchstaben visuell zuzuordnen. Das erleichtert den Einstieg ins Lesen.
Mein Weg zur Leseförderung
Als ich mich mit den Reaktionen meines Kindes beschäftigte, wurde mir klar, dass ich meine Herangehensweise überdenken musste. Ich stellte mir Fragen wie:
Warum fällt es mir leicht, geduldig vorzulesen, aber schwer, mein Kind selbst experimentieren zu lassen? Sollte ich stärker eingreifen oder einfach abwarten?
Dabei habe ich gelernt:
Kinder bestimmen ihr Tempo selbst:
Manche greifen früh zum Buch, andere erst später – und das ist völlig normal.
Vorlesen bleibt wichtig:
Selbst wenn Kinder selbst lesen können, hilft gemeinsames Vorlesen, die Freude daran zu erhalten.
Spielerische Anreize wirken besser als Druck:
Bücher sollten keine Pflicht sein, sondern ein Angebot.
Ein Beispiel aus unserem Alltag:Mein Kind liebt es, wenn ich beim Vorlesen plötzlich einen Fehler mache. „Nein, Mama! Da steht doch was anderes!“ – Ein kleines Spiel, das zeigt, dass es aktiv mitliest, ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen.
Warum der Weg zum Lesen nicht immer einfach ist
Viele Eltern kennen das Gefühl: Einerseits möchten wir unser Kind bestmöglich fördern, andererseits wollen wir es nicht überfordern.
Geduld ist gefragt
Kinder brauchen Zeit, um sich mit Büchern vertraut zu machen. Wenn sie nicht sofort lesen wollen, heißt das nicht, dass sie es nie tun werden.
Nicht jedes Kind liest gerne – und das ist okay
Manche Kinder sind sofort begeistert, andere müssen erst ihren eigenen Zugang finden. Das Wichtigste ist, dass sie Bücher nicht mit Stress verbinden.
Jedes Kind ist anders
Was bei einem Kind funktioniert, hilft beim nächsten vielleicht nicht. Manche brauchen Bilderbücher mit wenig Text, andere lieben es, in langen Geschichten zu versinken.
Meine persönliche Sicht:
Ich bin kein Erziehungsexperte, sondern ein Elternteil, das täglich versucht, den besten Weg zu finden. Für mich liegt die Antwort irgendwo dazwischen:
Bücher sollten immer verfügbar sein:
Eine Leseecke mit einfachen, gut erreichbaren Büchern weckt Interesse.
Vorlesen bleibt wertvoll:
Selbst wenn Kinder lesen können, genießen sie es, sich vorlesen zu lassen.
Neugier nutzen:
Themen wählen, die das Kind wirklich interessieren – ob Dinosaurier, Märchen oder Detektivgeschichten.
Fehlertoleranz zeigen: Kinder müssen nicht sofort fließend lesen – jedes gelesene Wort ist ein Fortschritt.
Ich habe gelernt: Der beste Weg ist, gemeinsam mit dem Kind herauszufinden, was funktioniert.
Fazit: Lesen beginnt mit Zuhören
Der Übergang vom Zuhören zum Selberlesen ist ein Prozess, der Geduld braucht. Doch wenn Kinder früh lernen, dass Bücher Spaß machen, werden sie sie nicht als „Hausaufgabe“, sondern als Möglichkeit zum Entdecken sehen.
Als Eltern können wir den Grundstein dafür legen – indem wir ihnen vorlesen, gemeinsam in Geschichten eintauchen und Bücher zu etwas machen, das Freude bringt.
Was sind eure Erfahrungen?
Erinnert ihr euch an das erste Buch, das ihr selbst gelesen habt? Welche Geschichten lieben eure Kinder? Schreibt es in die Kommentare! 😊
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