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Wenn selbst das netteste Kind wütend wird: Unsere Erfahrungen und was Experten sagen

  • Andreas Grabner
  • 16. Sept. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Unser Kind war von Geburt an ein echter Traum. Freundlich, liebevoll und voller Freude – wir konnten uns kaum etwas Besseres vorstellen. Doch in letzter Zeit haben wir eine Veränderung bemerkt:


Wütender Junge der mit der Faust schlägt.

Es gibt Momente, in denen er plötzlich wütend wird, manchmal sogar so sehr, dass er schlägt. Diese Wutanfälle dauern meist etwa 10 Minuten. Danach zieht er sich oft zurück, kommt wieder zu uns und sagt, dass er sich beruhigt hat – und er wisse gar nicht genau, was passiert sei.


Diese Momente scheinen vor allem dann aufzutreten, wenn wir ihm Dinge verbieten, die für ihn schädlich sein könnten, wie zum Beispiel mit Essen zu spielen oder absichtlich etwas zu verschütten. Es sind kleine Alltagskonflikte, die bei ihm große Frustration auslösen. Eine weitere Situation, in der Wut aufkommt, ist, wenn er etwas tun möchte, aber einfach noch nicht die nötigen Fähigkeiten dazu hat. Zum Beispiel, wenn er einen hohen Turm baut, der immer wieder umfällt, oder wenn der Tunnel im Sandkasten einstürzt, den er so sorgfältig gegraben hat.


Diese Momente sind für ihn besonders frustrierend, weil er nicht versteht, warum es nicht klappt.


Aber was steckt eigentlich hinter diesen Ausbrüchen? Warum werden selbst die liebsten Kinder manchmal so wütend?


Warum werden Kinder wütend?Wenn selbst das netteste Kind wütend wird

Wut ist eine der intensivsten Emotionen, die ein Kind erleben kann, und sie tritt oft dann auf, wenn es mit Situationen konfrontiert wird, die es nicht vollständig versteht oder bewältigen kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass Wut bei Kindern eine normale und gesunde Reaktion ist. Sie befinden sich in einem Entwicklungsprozess, in dem sie täglich neue Dinge lernen und dabei ständig an Grenzen stoßen – sei es durch Regeln, die von außen auferlegt werden, oder durch die eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten.Wenn selbst das netteste Kind wütend wird


Kinder im Vorschulalter haben noch nicht die Fähigkeit, ihre Emotionen so zu regulieren, wie es Erwachsene können. Wenn sie frustriert sind, weil sie etwas nicht dürfen oder nicht können, führt das oft zu starken emotionalen Ausbrüchen. Diese Situationen entstehen zum Beispiel, wenn sie etwas tun möchten, das nicht erlaubt ist – wie mit Essen zu spielen, absichtlich Dinge zu verschütten oder gefährliche Aktivitäten auszuführen. Kinder verstehen in solchen Momenten nicht immer, warum diese Regeln existieren, und empfinden die elterlichen Eingriffe als Einschränkung ihrer Freiheit und Selbstbestimmung.


Ein weiterer großer Auslöser für kindliche Wut ist Frustration über die eigenen Fähigkeiten. Kinder wollen oft Dinge tun, die über ihre motorischen oder kognitiven Fähigkeiten hinausgehen. Wenn sie versuchen, einen hohen Turm zu bauen, der immer wieder einstürzt, oder einen Tunnel im Sandkasten zu graben, der immer wieder zusammenbricht, führt das schnell zu Enttäuschung und Wut. Sie erleben diese Misserfolge nicht nur als Scheitern ihrer Fähigkeiten, sondern auch als Ungerechtigkeit, weil sie die Ursachen nicht immer nachvollziehen können – sei es die Schwerkraft oder ihre eigene Feinmotorik.


Wut kann auch entstehen, wenn Kinder zwischen ihren eigenen Wünschen und den elterlichen Erwartungen hin- und hergerissen sind. Die Unfähigkeit, ihre Gefühle in Worte zu fassen, führt dann zu impulsiven Reaktionen wie Schreien oder Schlagen. Für Eltern ist es oft schwer, ruhig zu bleiben, aber genau das ist in diesen Momenten entscheidend.


Laut schreiendes Mädchen

Was sagen Experten zur kindlichen Wut?


Fachleute aus der Entwicklungspsychologie sind sich einig, dass Wut ein normaler Bestandteil der emotionalen Entwicklung ist.


Laut dem Neuropsychiater Dr. Daniel Siegel sind besonders die Gehirnregionen, die für Impulskontrolle und emotionale Regulation verantwortlich sind, bei kleinen Kindern noch nicht vollständig ausgereift. Kinder sind daher oft überwältigt von ihren Gefühlen und brauchen die Unterstützung ihrer Eltern, um diese zu verstehen und zu regulieren.


Buch Dein kompetentes Kind

Der Pädagoge Jesper Juul erklärt in seinem Buch "Dein kompetentes Kind", dass Wutanfälle oft durch Konflikte zwischen den Bedürfnissen des Kindes und den Grenzen der Eltern entstehen. Kinder haben ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und erleben es als frustrierend, wenn sie in ihrer Freiheit eingeschränkt werden – sei es durch Regeln oder ihre eigenen Fähigkeiten. Juul empfiehlt, dass Eltern in diesen Situationen ruhig bleiben, die Gefühle des Kindes anerkennen und gleichzeitig klare Grenzen setzen.


Auch Prof. Dr. Gerald Hüther, ein renommierter deutscher Neurobiologe, betont die Bedeutung einer liebevollen und einfühlsamen Begleitung in emotionalen Krisenmomenten. Er erklärt, dass das Gehirn von Kindern in solchen Situationen Unterstützung von außen benötigt, um gesunde Wege zur Emotionsregulation zu finden. Kinder brauchen besonders in Wutanfällen die einfühlsame Präsenz ihrer Eltern, um zu lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Wenn Eltern ruhig und präsent bleiben, schafft das eine sichere Umgebung, in der das Kind seine Emotionen besser verarbeiten kann.


Was tun, wenn das Kind schlägt?


Wenn ein Kind in seiner Wut die Eltern oder andere schlägt, ist es besonders wichtig, sofort klare Grenzen zu setzen. Schlagen ist nicht akzeptabel, und das Kind muss verstehen, dass es zwar wütend sein darf, aber niemanden verletzen darf. Hier einige Strategien, die helfen können:


  1. Sofort eingreifen und ruhig eine Grenze setzen:Reagiere bestimmt: „Ich verstehe, dass du wütend bist, aber Schlagen ist nicht in Ordnung.“ Vermeide es, laut zu werden oder zurückzuschlagen. In manchen Fällen kann es helfen, die Hände des Kindes sanft festzuhalten, um es zu beruhigen.


  2. Das Verhalten, nicht das Kind verurteilen:Mache dem Kind klar, dass es okay ist, wütend zu sein, aber das Schlagen nicht erlaubt ist: „Es ist in Ordnung, wütend zu sein, aber wir dürfen niemanden verletzen.“ So lernt das Kind, dass seine Gefühle akzeptiert werden, aber nicht das aggressive Verhalten.


  3. Alternative Ausdrucksformen anbieten:Biete deinem Kind sofort Alternativen an, wie es seine Wut ausdrücken kann. Das Kind kann auf ein Kissen schlagen, fest stampfen oder seine Wut in Worte fassen. Dies hilft ihm, gesunde Ventile für seine Gefühle zu finden.


  4. Nach der Wut über die Situation sprechen:Sobald sich das Kind beruhigt hat, ist es hilfreich, die Situation gemeinsam zu besprechen. Frage dein Kind, was es so wütend gemacht hat, und erkläre ihm, warum Schlagen nicht der richtige Weg ist. So lernt das Kind, seine Emotionen zu reflektieren und besser zu steuern.



Mein persönliches Schlußwort:


Es ist oft unglaublich schwer, in einem Wutanfall ruhig zu bleiben, besonders wenn das Kind schlägt oder schreit. Doch genau in diesen Momenten brauchen Kinder unsere Führung am meisten. Es mag sich anfühlen, als würde der Druck der Situation immer größer werden, aber es ist wichtig zu verstehen, dass Druck nur Gegengewalt erzeugt.

Wenn wir als Eltern selbst in solchen Situationen die Kontrolle verlieren oder das Kind emotional allein lassen, kann das für das Kind verheerend sein.


So schwierig es auch sein mag, wir müssen uns bewusst machen, dass unser Kind in diesen Momenten überfordert ist und Führung braucht. Es ist unsere Aufgabe, es durch diese emotional aufgeladenen Situationen zu begleiten und ihm zu zeigen, dass es einen Weg gibt, die Wut zu überwinden, ohne Schaden anzurichten – weder sich selbst noch anderen.


Indem wir unserem Kind in diesen Momenten zur Seite stehen, helfen wir ihm, langfristig gesunde Strategien zu entwickeln, um mit Frustration und Wut umzugehen.



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